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Die Pfarrkirche St. Martin im Fly

Das churrätische Reichsguturbar nennt 842/43 eine "basilica in salicis" (eine Kapelle in Widen) an der Mündung des Lauibaches. Dieser Ort scheint die Wiege christlichen Glaubens und Lebens daselbst zu sein. Dort bildete sich im Mittelalter eine Klause sog. Beginen, einer Gemeinschaft von Frauen, die ohne direkte Gelübde das Gebet pflegten und für die Armen sorgten. 1256 schlossen sich die Frauen dem Dominikanerorden an. Mit dieser Gründung in Widen entstand die wohl älteste weibliche Niederlassung des Ordens in der Schweiz, welche nie eine Aufhebung erlebte und bis heute besteht und blüht. (vgl. www.kloster-mariazuflucht.ch)  pfarrhaus kirche nw full 
Eine urkundliche Erwähnung der Kirche St. Martin im Fly erscheint dagegen relativ spät im Jahre 1232, wo ein "Waltherius plebanus de Outis", also ein Pfarrer in Autis genannt ist. Das Martinspatrozinium könnte indes auf ein im 10./11. Jh. erbautes Gotteshaus hindeuten. Um 13oo üben die Habsburger das Patronatsrecht über die Martinskirche aus und gestatten 1313 den Bürgern von Weesen die freie Pfarrwahl. 1319/20 stiftet Pfarrer Peter eine Kaplaneipfrund in Autis. Ein Hinweis auf die zentrale Funktion, welche das Gotteshaus im Hof gegenüber der "Büelkirche" innehatte, die als Eigenkirche der dortigen Burgherren nie Pfarrrechte besass und ins 12. Jahrhundert zurückreicht.  orgelansicht fli
Im Lauf der Jahrhunderte erlebte die Martinskirche etliche Umbauten, Vergrösserungen, Ausschmückungen, Altarweihen usw. Wahrscheinlich nach einem Um- oder Neubau unter Pfarrer Bartholomäus Zwingli nahm Balthasar Brennwald OP 1492 eine Neuweihe der Kirche vor. (Seit ca. 1489 weilt der damals fünfjährige Huldrych, der spätere Reformator, bei seinem Onkel in Weesen, der ihn bis zum zehnten Lebensjahr in Latein, Sprache und Rechnen unterrichtet)  pfarrhaus kirche sued
In den Jahren 1823/24 wurde unter Baumeister Heinrich Ladner von Hittisau das Kirchenschiff völlig neu und der Chor in klassizistischem Stil umgebaut Die Kirche bekommt somit die äussere und innere Erscheinung bis in unsere Tage. (Jahrzahl 1823 über dem Hauptportal) 1870/71 erfolgte eine Innenrenovation. Franz Vettiger schuf das "Auge Gottes" an der Chordecke sowie die Altarblätter an den Seitenaltären, links der hl. Dominikus, rechts die Taufe Jesu. 1908 schuf Stephan Herweg das imponierende Deckengemälde, den Kirchenpatron St. Martin darstellend. 1966 wird die innere Ausstattung der Kirche - aus heutiger Sicht nur schwer verständlich - zerstört und ausgeräumt. Die beiden Seitenaltäre, die Kanzel, die Kreuzwegstationen sowie die reichhaltigen Stuckverzierungen an Decke und Wänden fielen der Spitzhacke zum Opfer.  hochaltar fli

Die Jahrtausendwende schliesslich brachte eine Umbesinnung. Unter dem Eindruck des dunklen und inzwischen öde wirkenden Raumes erinnerte man sich der früheren Werte und schritt zu einer erneuten Restauration. Soweit wie möglich wurde das helle und kunstreiche Raumklima von 1908 in Formen und Farben wieder hergestellt. Am 17. März 2002 nahm Bischof Ivo Fürer von St.Gallen die feierliche Weihe vor. Heute präsentiert sich dem Gottesdienstbesucher wie dem geneigten Wanderer eine festlich einladende Kirche.

(Haupt- Quelle: Die Kunstdenkmäler des Kantons St. Gallen, Bd.V, Der Bezirk Gaster, von Bernhard Anderes)

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Im November 2010 wurde im Ost- und Westgiebel des Turms eine Uhr montiert. Die Kirchturmuhr ist ein Geschenk von Frau Maja Schläpfer sel., die in ihrer letztwilligen Verfügung der Katholischen Kirchgemeinde eine Uhr für die Flikirche gespendet hat.  flikirchturmuhr winter

 


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Die Glocken der Flikirche

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